Achtsamkeit im Alltag – Die Gewahrseinsübung
„Der Mensch sehnt sich danach, glücklich zu werden. Aber paradoxerweise ist der Versuch, den Schmerz zu verdrängen und wegzuschieben, dieser Kampf gegen das Unvermeidbare, die größte Ursache für das Leid.“
Christian Meyer in „Ein Kurs in wahrem Loslassen“
Diese Übung schlägt der Therapeut und Bewusstseinslehrer Christian Meyer vor. Er widmet sich in seinem Buch „Ein Kurs in wahrem Loslassen“ der Integration eines Aspekts, der bei Meditation und Achtsamkeit oftmals vernachlässigt wird: Den Gefühlen. In der Unterdrückung, im nicht Ausleben von Gefühlen sieht er einen zentralen Faktor psychischer und körperlicher Leiden und ein Hindernis auf dem Weg zu mehr Bewusstsein.
Die Gewahrseinsübung soll dabei helfen, wieder zu einem ganzheitlichen Erleben zurückzugelangen, in dem auch Gefühle ihren Platz haben. Auch diese Übung kann überall und jederzeit durchgeführt werden. Sie kann nur eine kurze Minute andauern, während ich an der Ampel warte oder im Supermarkt an der Kasse stehe. Sie kann aber auch bis zu dreißig Minuten andauern, wenn ich mich sitzend in einer ruhigen Umgebung befinde.
Es braucht nur zwei Fragen, die sich beliebig oft wiederholen können:
- „Wessen bin ich mir jetzt bewusst?“
- „Wie reagiere ich darauf?“
… gedanklich, körperlich, gefühlsmäßig
An der Ampel könnte ich bei der Frage „Wessen bin ich mir jetzt bewusst?“ also feststellen: „Ich ärgere mich, dass ich an der Ampel warten muss“. „Wie reagiere ich darauf?“. „Ich frage mich, warum die Ampel immer genau dann rot wird, wenn ich vorbeifahre“. Dann wieder 1. „Ich spüre eine leichte Anspannung im Nackenbereich und in den Oberschenkeln“ 2. „Ich versuche mich zu entspannen“. 1. „Ich spüre, wie eine leichte Freude aufkommt.“ Und so weiter. Es geht hier nur um eine beschreibende Beobachtung von Gedanken, Gefühlen und Empfindungen, nicht um eine gezielte Einflussnahme.
Diese Übung ähnelt der vorherigen, hat aber eine etwas andere Zielrichtung. Sie bringt mich zurück zu einer ganzheitlichen, d.h. Gedanken, Körperempfindungen und Emotionen einschließenden, Wahrnehmung dessen, was momentan geschieht. Sie ermöglicht es mir, wiederkehrende Gedanken- und Gefühlsmuster zuerkennen – und wenn ich diese als einschränkend erlebe, irgendwann auch hinter mir zu lassen. Sie bietet sich vor allem dann an, wenn ich meinen Umgang mit bestimmten Gefühlen erkunden möchte.
Ähnliche Übungen können Sie auch in unserem Seminar „Auszeit: Kraft für Neues schöpfen“ kennenlernen und ausprobieren.
28. Dezember 2018