Mein sich veränderndes Verständnis von Coaching
Früher dachte ich, dass Coachingprozesse immer 12 Stunden dauern (diese werden ja abgerechnet) und dass alle anderen Coaches die Ziele mit ihren Klienten innerhalb dieser Zeit erreichen würden.
Da hab ich mich gründlich getäuscht.
Niemand kann vorhersehen was in einem Coachingprozess passieren wird und wie lange er dauert.
Denn wie könnte es eine Vorgabe für solche Themen geben:
- Entwicklung eines Gespürs für den passenden Zeitpunkt der Geschäftsübergabe
- Aus einer leidvollen innere Dynamik heraus Handlungsfreiheit gewinnen
- Das eigene Selbstbild weglegen und sich akzeptieren lernen
- Liebe sich entwickeln lassen
- Nach dem Tod eines geliebten Menschen Abschied nehmen und die eigene Identität und Lebensphase neu betrachten
- Nicht-Festhalten, sondern Loslassen eines Mitarbeiters bei nicht Passung
Alle diese Themen sind Entwicklungsthemen, die ich in Business-Coachings erlebt habe. Sie brauchen einen Reifeprozess, der sich nicht festlegen lässt.
Klar kann man Reifeprozesse z.B. von Obst künstlich verlängern oder beschleunigen, aber ist dann der Geschmack der gleiche? Was für ein Genuss eine Mango in ihrem Ursprungsland vom Baum zu essen!
Wie schön wäre es doch, wenn wir das zeitlich planen könnten. Aber leider haben wir uns dabei meist selbst nicht in der Hand.
Und natürlich ist es für manche Führungskräfte abschreckend, wenn ich ihnen sage: „Ich weiß auch nicht, wie lange der Prozess dauert – vielleicht 2 Monate, vielleicht 2 Jahre…“
Deshalb begleite ich manche Führungskräfte jetzt schon über ein Jahr oder auch schon im zweiten Jahr. Und die meisten Coachings enden nach ca einem halben Jahr.
In meinem Verständnis wird klarer: Im gemeinsamen Gehen stellt sich heraus, wie viel Zeit der Prozess braucht.
Und spätestens wenn ein Klient „Danke“ sagt, weiß ich, dass es gut ist.
PS: Morgen starte ich in die Masterclass Coaching bei Klaus Eidenschink und freue mich darauf, dass sich mein Coachingverständnis noch weiter verändert.
4. November 2022